Der erfolgreichste alpine Skiclub der Welt feiert sein 75-jähriges Jubiläum

Die Geschichte des Skiclub Lenggries über 75 Jahre zu erzählen ist wenigen Sätzen nur schwer möglich. Aber trotzdem fangen wir an, um das 75-jährigen Jubiläum am 28. Februar 2021 würdig zu präsentieren: Der heutige SC Lenggries mit rd. 900 Mitgliedern wurde am 28. Februar 1946, damals war für die Zulassung noch die amerikanische Militärregierung im Tölzer Landratsamt zuständig, aus der Taufe gehoben. Aber den Skisport gab’s im Isarwinkel schon viel früher. In der Vereinschronik ist nachzulesen, dass schon um 1880 die ersten „Spuren im Schnee“ auf den Hängen um Schloss Hohenburg gesichtet wurden.

Der erste organisierte Wintersportverein war die Skivereinigung Lenggries, die am 18.01.1922, also vor immerhin schon achtzig Jahren, gegründet wurde 1. Vorsitzender Karl Schalch.

Aber der Verein bestand nicht lange, so dass 1934 die „Skizunft Lenggries“ ins Leben gerufen wurde. Unter der Regie des Gründungsvorsitzenden Franz Baumgärtel wurde nun das Skigebiet Brauneck systematisch erschlossen. Auf der „Michlbauer-Trat“ entstand in diesen Jahren eine Sprungschanze, die während des Krieges nicht genutzt und deshalb 1948 nochmals eingeweiht wurde.

Sprungschanze „Michlbauer-Trat“

 

Heute ist die Schanze, die Weiten bis fünfzig Meter erlaubte, nicht mehr in Betrieb. Den ersten Brauneck-Abfahrtslauf gewann 1936 Hermann Noack, ein Jäger, mit einer Zeit von 5.28 Minuten. Die Wirren des 2. Weltkriegs konnten die weitere Entwicklung des Skisports in Lenggries nur vorübergehend aufhalten. Es waren die Männer um Michael Haslinger, die sich am 14.2.1946 im Café Schalch zur Gründungsversammlung des heutigen SC Lenggries trafen.

Der Gründungsvorsitzende als rasanter Rennläufer: Michael Haslinger

Mit 59 Mitgliedern, davon schon damals 14 Jugendliche unter 18 Jahren, begann der Verein unter schwierigen Bedingungen seine Arbeit. Bis der heutige Stand erreicht werden konnte, hat der Verein über Jahrzehnte eine beispielhafte Aufbauarbeit geleistet. Es würde an dieser Stelle zu weit gehen, um auf alle Schwierigkeiten bei der Erschließung und dem Ausbau der Wettkampfstrecken, der Organisation zahlreicher Veranstaltungen bis hin zu Weltcuprennen und den unendlich vielen ehrenamtlichen Stunden der Mitglieder, des Vorstands und der Trainer, einzugehen.

Einweihung Sessellift mit Bürgermeister Werner Weindl und 1. Vorsitzenden Anton Kögl

Der vereinseigene Sessellift wurde im Februar 2001 eingeweiht. Tausende von Stunden sind von unseren Mitgliedern und Helfern ehrenamtlich investiert wurden, um diese komfortable Beförderung zu ermöglichen. Die Liftanlage befördert pro Stunde 700 Skifahrer mit 61 Sesseln auf ca. 1.000 Meter. Die Gemeinde Lenggries und der Skiverband unterstützen das Projekt „Sessellift“ großzügig. In rd. 1.000 m beginnen die Rennen vom Starthaus. Die Piste ist während der Rennen für die öffentlichen Skifahrer gesperrt, um die größte mögliche Sicherheit für die Teilnehmer zu gewährleisten. Im Jahr 2002 wurde ein weiteres Projekt „Fichtenstüberl“ realisiert. Das neue Vereinsheim ist im Zielhaus mit Kachelofen und typischer Bestuhlung ausgestattet. Die Brauerei Hacker-Pschorr hat hierzu einen großen Beitrag geleistet mit wiederum vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden der Mitglieder.

Neue Beschneiungsanlage am Weltcuphang

Die Beschneiungsanlage sind 2007/2008 an die Gesamtanlage des Braunecks abgeschlossen worden. Hierfür waren umfangreiche Umbaumaßnahme durch den Skiclub notwendig. Der “Hang” kann nur in 3 Tagen komplett maschinell beschneit werden. Die Gemeinde Lenggries und der Deutsche Skiverband waren bei der Finanzierung des Projekts behilflich, um die rd. 130 T-EUR Ausgaben zu finanzieren.

Flutlichtanlage seit 2018 in Betrieb

Am 8. Januar 2017 ab 17 Uhr fand die große Einweihungsfeier der neuen Flutlichtanlage bei idealem Winterwetter statt. Die Gesamtinvestition belief sich auf ca. 300 T-EUR.  Bürgermeister Werner Weindl stand von Anfang auch finanziell hinter dem Projekt, was er während seiner Ansprache bekräftigte. Die Gemeinde investierte 75 T-EUR und reichte eine Bankbürgschaft in Höhe von 150 T-EUR aus. Innerhalb von 2 Monaten und mit 1.750 ehrenamtlichen Helferstunden ist das Projekt termingerecht zur Saison fertiggestellt.

Die zahlreichen sportlichen Erfolge in der 75-jährigen Geschichte ließen den Verein als „den erfolgreichsten alpinen Skiclub der Welt“ auszeichnen. Es wurden insgesamt 167 Podestplätze bei internationalen Rennen errungen. Den ersten internationalen Erfolg für den SC Lenggries errang Traudl Treichl. Bei der WM 1974 in St. Anton gewinnt sie Silber im Riesenslalom. Es blieb Kaspar Gilgenreiner vorbehalten, das erste Gold für den SC Lenggries zu holen. Bei der Juniorenweltmeisterschaften 1988 in italienische Madonna di Campiglio gewann er den Abfahrtslauf. Ein Jahr später durfte sich „Michi“ Gerg beim Super G in Vail/USA über den Gewinn der Bronzemedaille freuen. Mit Beginn der 90er Jahre stellten sich immer mehr Erfolge ein. Insgesamt gewann Michaele 4-mal einen Weltcup und konnte den 3. Platz im Gesamtweltcup 1989/90 für sich gewinnen. Besonders erfolgreich war sie bei den Junioren Weltmeisterschaften mit 3 x Gold und 3 x Silber.

Teamweltmeisterschaften Bormio 2005, vier der sechs Läufer kamen vom Skiclub Lenggries e.V.

Hilde Gerg wurde Olympiasiegerin im Slalom bei Olympische Winterspiele 1998 in Nagano. Gleich drei Bronze Medaillen war 2001 (St. Anton 2001) und 1997 (Sestriere) die Auszeichnungen. Mit 20 Weltcupsiegen, vier Disziplinen Gesamtweltcup-Wertungen und gesamt 59 Podiumsplätzen zählt sie zu einer der erfolgreichsten Rennläuferinnen in Deutschland. Martina Ertl konnte die meisten Medaillen und Podiumsplätze sichern. Bei der WM in St. Anton 2001 ging der Sieg an Martina, 2-mal Platz 2 und eine Bronze Auszeichnung bei Olympischen Spielen waren die herausragenden Ergebnisse. Im Weltcup stelle sie neue Rekorde auf 13 x Platz 1, 24 x Platz 2- und 19-mal auf dem dritten Platz. Gleich zweimal gewann sie die Riesenslalom Gesamtweltcup in 1995/96 und 1997/98. Mit drei Siegen und zwei weiteren Podestplätzen erwies sich Ertl in der Saison 1995/96 als beste Riesenslalomläuferin und entschied die Weltcup-Disziplinen Wertung für sich; hinzu kam der erste Sieg in einem Super-G. In der Gesamtwertung musste sie sich nur ihrer Teamkollegin Katja Seizinger geschlagen geben. Nicht ganz ihrer Favoritenrolle gerecht werden konnte sie bei der Weltmeisterschaft 1996 in der Sierra Nevada, wo sie im Riesenslalom Dritte wurde. Auch bei den Herren errang Florian Eckert bei der WM in St. Anton 2001 überraschend den 3. Platz. Zwei silberne Podiumsplätze bei Weltcuprennen sichert sich Florian. Nach einer schweren Verletzung in beendete er seine Karriere im Jahr 2005.

Der Ski-Club Lenggries, so ein Live-Reporter bei der WM in Bormio, sei der „derzeit erfolgreichste alpine Ski-Club der Welt“. Die Krönung der Vereinsgeschichte war der Weltmeistertitel des Teamwettbewerbs in Bormio 2005. Vier der sechs Läufer kamen vom Skiclub Lenggries e.V. Insgesamt 166 Podestplätze sammelten unsere Mitglieder weltweit bei Olympiaden, Weltmeisterschaften und Weltcups. Eine überragende Bilanz in der 75-jährigen Vereinsgeschichte.
Am 12. Mai 2006 veranstaltete die Gemeinde Lenggries in Verbindungen mit den örtlichen Vereinen eine große Abschiedsparty ab 18 Uhr am Rathauspatz für die Skistars Andreas Ertl, Martina Ertl-Renz, Hilde Gerg und Florian Eckert. Weltmeistertitel, Olympiasiege und zahlreiche Weltcuperfolge haben dazu beigetragen, dass Lenggries weltweit zu einem Inbegriff des deutschen alpinen Skirennsports wurde. Die kontinuierliche Nachwuchsarbeit mit dem Trainerteam des Skiclub Lenggries waren die Grundlage der Welterfolge. Denn Der Skiclub Lenggries hat in seinem 75-jährigen Bestehen eine Vielzahl von Spitzensportlerinnen und Sportler ausgebildet, die Olympiasiege, Weltmeisterschaften, Weltcupsiege und nationale Meisterschaften gewann. Der Skiclub Lenggries darf sich als erfolgreichster alpiner Skiclub der Welt auszeichnen. Der Dank gilt allen Trainer, die unermüdlich für dieses sportliche Ziel gearbeitet haben.

Gleich vier Athleten vom Skiclub Lenggries (SCL) haben ihr Ticket für die Olympischen Winterspiele in Sotschi gelöst. Mit Barbara Wirth ist nach acht Jahren wieder eine Alpine Skiläuferin darunter. Vorsitzender Anton Kögl spricht im Interview über die Bedeutung für den SCL. Nach acht Jahren hat der Skiclub Lenggries (SCL) wieder eine Olympia-Teilnehmerin im Ski Alpin. Wie berichtet, schaffte Barbara Wirth in Bormio die Qualifikation für die Winterspiele in Sotschi. Auch die beiden Skicrosser Heidi Zacher und Andreas Schauer sowie im Freestyle Benedikt Mayr haben bereits das Ticket für Russland gelöst. Im Interview spricht SCL-Vorsitzender Anton Kögl (60) über die Bedeutung der Olympia-Teilnahme und die Erfolgsaussichten seiner Sportler. (Text Tölzer Kurier 08.01.2014)

Heidi Zacher als Weltcupsiegerin im Skicross

Michaela Wenig ist unser Star in den Speeddisziplinen Abfahrt und SuperG. Sie startet in Weltcup Rennen und platzierte sich unter den Top15 der Weltspitze.

Alexandra Danner, Langlauf

Michaela Wenig, Alpin

Klaus Pföderl, Alpin

Lara Klein, Alpin

Lea Klein, Alpin

Heidi Zacher, Skicross

Aktuell starten 6 Mitglieder an internationalen Rennveranstaltungen. Langlauf Alexandra Danner, Alpin Michaele Wenig, Lara Klein, Lea Klein Klaus Pföderl und Heidi Zacher im Skicross. Heidi Zacher gewann acht Weltcuprennen nahm an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teil und belegte in 2011 den zweiten Platz in der Weltcupgesamtwertung.

Weltcuprennen am Brauneck 1980 / 1982

Der Weltcuphang wird für internationale FIS Rennen genutzt, dies zeigen die zahlreichen Veranstaltungen wie Weltcups, Weltmeisterschaften, Europacups und FIS Rennen. Die Arbeit des Vereins brachte auf nationaler und internationaler Ebene viele Erfolge und Anerkennung, was auch der FIS nicht verborgen blieb. Der Lohn war der Auftrag, am 08.01.1980 ein Weltcuprennen auszurichten. Das war für einen kleinen Dorfverein eine riesige Herausforderung, die aber dank zahlreicher ehrenamtlicher Helfer mit Bravour gemeistert wurde. Den Slalom der Herren gewann Peter Popangelow (Bulgarien) vor Alexander Zhirov (UDSSR) und der Skilegende Ingemar Stenmark aus Schweden. Der zweite Weltcup folgt schon 1982. Den Slalom der Damen gewann die Liechtensteinerin Ursula Konzett vor Anni Kronbichler (Österreich) und Erika Hess aus der Schweiz. Michaela Gerg belegte vor 10.000 Zuschauern am Anfang ihrer Karriere immerhin den 31. Platz unter den wettbesten Stangenartisten. Die FIS vergab noch drei weitere Weltcuptermine nach Lenggries, die aber leider den schlechten Witterungsbedingungen zum Opfer fielen. Am 10./11.02.1996 standen zwei Snowboard Weltcups auf dem Programm. Gleich vier Slalom Europacups in 2005/2008/2010 und 2013 waren eine riesige Herausforderung an den Skiclub, da die FIS fast gleiche Maßstäbe an den Veranstalter stellt, wie bei einem Weltcup. Auch eine Weltmeisterschaft am 2./3. Februar 2018 gemeinsam mit dem internationalen SkiBob Verband fand am Weltcuphang statt. In einer Saison werden rd. 30 Rennen in Lenggries ausgetragen, mit etwa 900 Helfereinsätzen und rd. 3.500 Teilnehmern. Ohne Helfer, Sponsoren und Gönners wäre dieses Programm nicht zu bewerkstelligen. Hierfür herzlichen Dank.

Peter Hoffmann, 11. Februar 2021

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://www.skiclub-lenggries.de/

https://skiclub-lenggries.de/wordpress/75-jahre/

Fotonachweis: DSV, Chroniken 1946-1995, Peter Hoffmann, private Sammlungen

 

Post Author: BSV